Die Amsel, wissenschaftlich als Turdus merula bekannt und auch Schwarzdrossel genannt, gehört zu den bekanntesten und häufigsten Singvögeln Mitteleuropas. Ursprünglich war die Amsel ein scheuer Bewohner dichter Wälder, doch im Laufe des letzten Jahrhunderts hat sie sich erfolgreich zum Kulturfolger entwickelt. Heute ist sie ein vertrauter Anblick in unseren Gärten, Parks und städtischen Grünanlagen. Sie ist ganzjährig in Deutschland und weiten Teilen Europas zu beobachten, da sie oft zu den Teilziehern gehört: Während manche Amseln im Winter in wärmere Gebiete wie Nordafrika ziehen, bleiben viele, insbesondere die Stadtamseln, im Brutgebiet.
Charakteristische Merkmale und Erscheinung
Die Amsel weist einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus auf. Das erwachsene Männchen ist unverkennbar: Sein Gefieder ist tiefschwarz, während sein kräftiger Schnabel und der deutliche Ring um die Augen leuchtend gelb bis orange gefärbt sind. Es erreicht eine Körperlänge von etwa 24 bis 29 Zentimetern und eine Flügelspannweite von 34 bis 38,5 Zentimetern. Das Weibchen hingegen ist unauffälliger und dient durch seine Färbung der Tarnung während des Brütens. Es trägt ein dunkelbraunes, teils ins Rötliche oder Graue gehendes Gefieder. Ihre Kehle ist oft etwas heller und die Unterseite kann eine diffuse Strichelung aufweisen. Der Schnabel des Weibchens ist braun bis gelblich-braun und der Augenring weniger ausgeprägt.
Gesang und Rufe der Amsel
Die Amsel ist berühmt für ihren Gesang, der als einer der schönsten unter den heimischen Singvögeln gilt. Der Gesang des Männchens besteht aus volltönenden, flötenden und melodiösen Strophen in einem gemächlichen Tempo. Oft werden Imitationen anderer Vögel oder Umgebungsgeräusche eingebaut. Das Männchen beginnt oft schon im Spätwinter, meist von einer erhöhten Warte wie einem Dachgiebel oder Baumwipfel, um sein Revier abzustecken und Weibchen anzulocken.
Neben dem Gesang besitzt die Amsel ein vielfältiges Rufrepertoire. Bei Störungen oder leichter Beunruhigung ist oft ein anhaltendes, scharfes "Tixen" zu hören. Bei stärkerer Erregung steigert sich dies zu einem intensiven, zeternden Alarmruf, der oft mit dem Abflug einhergeht. Interessant ist auch ein scharfer Warnruf ("ssieh"), den Amseln manchmal beim Fressen ausstoßen, um Konkurrenten fernzuhalten und ungestört die Nahrung genießen zu können – ein Phänomen, das als „Lügen“ interpretiert wird.
Lebensweise, Ernährung und Fortpflanzung
Amseln sind Allesfresser und suchen ihre Nahrung hauptsächlich am Boden. Sie bewegen sich dort meist hüpfend fort und halten bei der Suche oft inne, den Kopf schräg haltend, um nach Bodentieren zu lauschen. Zu ihrer bevorzugten Nahrung gehören Regenwürmer, Insekten, Larven und Schnecken. Später im Jahr ergänzen sie ihren Speiseplan gerne mit Beeren, Fallobst und Samen.

Die Brutzeit beginnt oft schon im zeitigen Frühjahr und reicht bis in den Sommer hinein (März bis Juli). Amseln legen in der Regel zwei bis drei Bruten pro Jahr an. Das Nest wird vorwiegend in Bäumen, Sträuchern, Hecken oder an geschützten Stellen an Gebäuden gebaut. Ein Gelege besteht meist aus drei bis fünf grünlichen, braun gesprenkelten Eiern. Das Weibchen übernimmt hauptsächlich die Brutpflege über eine Dauer von etwa 12 bis 14 Tagen, während beide Elternteile die Nestlinge füttern, bis diese nach etwa 12 bis 15 Tagen flügge werden.
Gefahren und Besonderheiten
Trotz ihrer weiten Verbreitung sind Amseln nicht völlig ohne Bedrohung. Zu ihren natürlichen Feinden zählen Hauskatzen, Greifvögel und Elstern. In den letzten Jahren hat das Usutu-Virus, das ursprünglich aus Afrika stammt, in Europa zu einem regionalen Amselsterben geführt. Übertragen durch Stechmücken, verursacht es bei den befallenen Vögeln Apathie und führt oft innerhalb weniger Tage zum Tod.

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